Helmut Bley war und ist noch heute eine sehr aktive und gut vernetzte Person, wissenschaftlich und politisch. Er studierte und promovierte 1965 an der Universität Hamburg mit dem international anerkannten Werk Kolonialgeschichte und Sozialstruktur in Deutsch-Südwestafrika 1894-1914, womit er einer der Ersten war, die vom deutschen Völkermord im heutigen Namibia sprachen. Von 1970-72 bekleidete er eine DAAD-Gastdozentur an der Universität Dar es Salaam, Tansania. Die dort gesammelten Erfahrungen und persönlichen Kontakte zu etablierten Historikern wie Ralph Austen (Yale) oder John Iliffe (Cambridge) bestimmten die weitere Ausrichtung seiner Arbeit. Bley wurde 1975 Kuratoriumsvorsitzender des in Hamburg ansässigen Instituts für Afrika-Kunde, ein Amt, dass er bis zu seiner Emeritierung bekleidete, ebenso übernahm er den Vorsitz der Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD). 1976 zog es ihn an die Universität Hannover, wo er die neu installierte C4-Professur für Neuere und Außereuropäische Geschichte mit dem Schwerpunkt auf Afrika erhielt. Sein Verdienst zusammen mit den Kolleg:innen des Historischen Seminars war die Etablierung der Weltgeschichte im universitären wie auch im gymnasialen Curriculum.
Weitere Neuerungen folgten, die für den Standort Hannover immer noch Aushängeschild auch auf internationaler Ebene sind, vor allem das 1978 gegründete interdisziplinäre Kolloquium „Peripherie und Zentrum“, nun aufgegangen im Forschungs- und Studienzentrum „Centre for Atlantic und Global Studies“ (CEAGS), das eine wichtige Säule des fächerübergreifenden Fakultätsschwerpunkts „Atlantische Welt: Globale und lokale Dimensionen“ bildet.
Noch ehe Prinzipien wie transformative Handlungsfähigkeit oder reflexives Lehren und Lernen Einzug in die Studiengangsentwicklung fanden, führte Helmut Bley bereits Ende der 1970er-Jahre Exkursionen und Praktika als Prüfungsleistungen im Fach Geschichte ein. Als Lehrender etablierte er eine wertschätzende, dialogorientierte Lernkultur, der Studierende als Mitgestalter sah. Imposant sind zudem seine zahlreichen Drittmitteleinwerbungen vor allem bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der VolkswagenStiftung, die u.a. Ausdruck einer umfassenden Förderung des akademischen Nachwuchses waren.
Seine Arbeit als Universitätsprofessor war gekennzeichnet durch sein breites politisches internationales Engagement im Wissenschaftsbereich. So war er mehrfach Vorsitzender der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften und Senatsmitglied der Universität Hannover. Nach der deutschen Einheit 1990 wurde er zudem vom Wissenschaftsrat in die Kommission zur Reform der Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität Berlin berufen. Auf Wunsch der Hochschulrektorenkonferenz wurde Helmut Bley acht Jahre lang ihr Vertreter im Kuratorium der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung. Ebenso war er Mitglied des Deutschen Komitees der UNICEF von 1994-2003 und gehörte der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen als Mitglied des Bundesvorstandes an. Für die IG Metall analysierte er die Position der afrikanischen Metallgewerkschaften zur Apartheid, begutachtete für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Perspektiven der tertiären Bildung in Namibia und übernahm 1994 die Rolle eines EU-Wahlbeobachters bei den ersten freien Wahlen in der Republik Südafrika.
Ein persönliches Denkmal setzte Helmut Bley sich mit dem Buch Afrika, Welten und Geschichten aus 300 Jahren, das 2021 bei De Gruyter erschien.