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Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Agnes Rosner

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Agnes Rosner

Das Institut für Psychologie lädt herzlich zur Antrittsvorlesung von Frau Prof. Agnes Rosner am 23.05. um 16 Uhr (Schloßwender Straße 1, Raum 105) ein: "Woran wir uns erinnern, beeinflusst, wie wir urteilen und entscheiden. Empirische Befunde auf Basis der Messung von Blickbewegungen." Interessierte Zuhörer*innen sind herzlich willkommen.

Menschen treffen ständig Entscheidungen und bewerten Ereignisse und Personen in ihrer Umwelt. Wie sie komplexe Denkaufgaben dieser Art lösen, ist seit langem Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung zum Urteilen und Entscheiden. Zwei Aspekte erfahren zunehmend an Bedeutsamkeit für ein besseres Verständnis menschlicher Urteils- und Entscheidungsfähigkeit: Einerseits der Einfluss von Vorwissen und den damit verbundenen Abrufprozessen aus dem Gedächtnis und andererseits der Bedarf an Methoden, die es ermöglichen, den Entscheidungsprozess und nicht nur das Ergebnis, das heißt die Entscheidung selbst, zu beobachten. Für beide Aspekte kann die Untersuchung von Blickbewegungen im Urteils- und Entscheidungsprozess einen wichtigen Beitrag liefern. Blickbewegungen werden nicht nur durch saliente Merkmale in der Umwelt – wie Farbe oder Bewegung von Objekten – gesteuert, sondern auch von momentanen Zielen und Erfahrungen. Solche gedächtnisbasierten Blickbewegungen treten selbst dann auf, wenn die Umwelt fast keine erinnerungsrelevanten Informationen mehr enthält. Zum Beispiel erinnern sich Studierende häufig sehr gut daran, auf welcher Seite im Skript die prüfungsrelevante Information stand, die sie gerade abrufen müssen. Sehr wahrscheinlich sehen sie dabei auch auf die gleiche Stelle auf dem leeren Klausurblatt vor ihnen. In meinem Vortrag werde ich einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu diesem sogenannten „Looking-at-nothing“-Verhalten geben. Darüber hinaus werde ich zeigen, wie Blickbewegungen basierend auf dem „Looking-at-nothing“-Verhalten genutzt werden können, um etwas über Gedächtnisprozesse beim Urteilen- und Entscheiden zu lernen. Neben einem grundlegend besseren Verständnis für komplexe Denkprozesse, können die Ergebnisse dieser Forschung genutzt werden, Urteilsverzerrungen aufzudecken und zukünftige Entscheidungsprozesse zu optimieren.

Prof. Peter Titzmann (Geschäftsführender Leiter des Instituts für Psychologie) und Prof. Nils Hoppe (Forschungsdekan der Philosophischen Fakultät) werden anlässlich der Antrittsvorlesung Grußworte halten. 

Zur Person:

Agnes Rosner studierte an der Technischen Universität Chemnitz Psychologie und promovierte 2015 zum Thema "Eye Movements, Memory, and Thinking". Seit 2016 arbeitete sie am Psychologischen Institut der Universität Zürich, zunächst als Post-doc im Bereich Kognitive Entscheidungspsychologie, seit 2021 als Oberassistentin in einem vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaften eingeworbenen Ambizione-Projekt in der Allgemeinen Psychologie (Kognition). Zum 01.01.2023 hat sie den Ruf auf die Professur für Allgemeine Psychologie der Leibniz Universität Hannover angenommen. Ihr Schwerpunkt in der Allgemeinen Psychologie liegt in der Erforschung der Interaktion von Blickbewegungen mit Gedächtnis- und Entscheidungsprozessen. Ziel ihrer Forschung ist es, ein besseres Verständnis davon zu erhalten, welche kognitiven Prozesse mit Hilfe der Blickbewegungsmessung abgebildet werden können.